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#Schlagerstar Michael Holm wird 80

Wenn’s nur immer so einfach wäre: Der Autor, im Urlaub, hat eine Blockade beim Texten. Also setzt er sich ins Auto und fährt von Reit im Winkl über die Autobahn zurück nach München. Der Weg führt bei Iffeldorf über eine Brücke. „Und ich fuhr da so drüber“, erzählt Michael Holm. Die Melodie, von Rainer Pietsch komponiert, hatte er im Kopf. „Brücke, Brücke. Ich kann eine Brücke. Ein Lied kann eine Brücke.“ Das war’s. Noch ein kurzer Stopp auf dem nächsten Rastplatz, den Rest der Zeilen aufschreiben – und fertig war das Lied von Joy Fleming, mit dem die stimmgewaltige Sängerin beim Eurovision Song Contest (ESC) im Jahr 1975 dann allerdings gnadenlos unterging.

Sehr zum Verdruss nicht nur des Autors: „Ein Lied kann eine Brücke sein“ ist bis heute unter ESC-Fans Kult und gilt als die deutsche Grand-Prix-Hymne überhaupt. Doch warum reichte es dann nur für den drittletzten Platz beim ESC in Stockholm? Eine gängige Erklärung lautet: Schuld daran war das überaus unvorteilhafte grüne Kleid, das Joy Fleming an dem Abend trug und das sie später aus Wut zerschnitten haben soll. „Unsinn“, sagt Texter Michael Holm. „Deutschland durfte in jenen Jahren noch keinen Sieger stellen.“

Gut genug für Udo, gut genug für Holm

Ein wenig Verbitterung ist bis heute ­herauszuhören, wenn Michael Holm vom Schicksal „eines meiner gelungensten Werke, an dem ich beteiligt war“, erzählt. Immerhin hatte selbst Frank Sinatra danach noch Interesse an dem Lied in einer englischen Version („A Bridge Of Love, Across The Sea“) – verwarf diese Idee dann aber doch. Vielleicht weil es die erste klassische Disco-Produktion war, wie Holm sagt. Zumindest in Deutschland. Man könnte auch einfach sagen: Es war ein Lied zur Unzeit, das in Europa nicht ankam. Und Joy Fleming eine Urgewalt, die die Juroren einfach überforderte. Das wiederum lässt auch der Autor gelten.

Michael Holm hat zu sich nach Weilheim in Oberbayern eingeladen. Es gibt Kaffee und Kuchen, den seine Frau Beate, genannt „Bimbi“, beim Bäcker besorgt hat. Bis zum ESC und Joy Fleming ist es an diesem Nachmittag noch weit. Erst einmal gilt es zu klären, als was Michael Holm sich sieht. „Autor, Sänger, Verleger“, sagt er. Und fügt hinzu: „Es kommt immer ­darauf an, wer mich fragt.“ Dass er weithin nur als Schlagersänger wahrgenommen werde, störe ihn überhaupt nicht. „Der Udo Jürgens hat immer gesagt: Ich bin Schlagersänger. And what’s good enough for Udo, is good enough for me.“

„,Mendocino‘ habe ich vorgestern das letzte Mal gesungen“

Anders als Udo Jürgens war Holm aber nur phasenweise Schlagersänger. Er war es vor allem in den Sechziger- und Siebzigerjahren, und er ist es jetzt wieder im Rentenalter. Das unterscheidet ihn von einer Reihe von Kollegen, die trotzig zu allen Zeiten weitermachten. Bis zur völligen ­Erfolglosigkeit. Gerade auch in den Achtzigern, als die Neue Deutsche Welle über das Land hereinbrach und den Schlager überrollte. „Ich fand das toll, was die jungen Leute da machten, und ich wusste, das kann ich nicht“, sagt Holm.

Zuhause in Weilheim: Michael Holm


Zuhause in Weilheim: Michael Holm
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Bild: Thomas Dashuber

Holm hatte schon 1979 seinen eigenen Musikverlag gegründet, mit einem auch im Ausland allgemein verständlichen Namen: Autobahn. Und zugleich auch ein Musikprojekt, Cusco, dessen Instrumentalmusik im Stile von New Age bis heute riesige Erfolge vor allem in Japan, Südkorea und den Vereinigten Staaten feiert. Allein dreimal war Cusco für den Grammy nominiert, zuletzt im Jahr 2004 als „Best New Age ­Album“. Anfang der Nullerjahre war aus Holm aber auch schon wieder ein Schlagersänger geworden. Und das eher unbeabsichtigt. Schuld daran war ein gewisser Guildo Horn, für den Holm 1997 das ­Album „Danke!“ produziert hatte. Das wiederum führte zur ESC-Teilnahme Horns 1998 und letztlich einem großen Schlager-Revival, das auch Michael Holm wieder auf die Bühne brachte.

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