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#Wer nicht mitfeiert, wird zum Feind erklärt

„Wer nicht mitfeiert, wird zum Feind erklärt“

In seiner Rede am Morgen des Überfalls auf die Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin eine direkte Verbindung zwischen Geschichte und Gegenwart hergestellt. Indem er die „militärische Spezialoperation“ eine „Entnazifizierung“ der Ukraine nannte, stellte er den Krieg als Fortsetzung des Kampfes gegen Nazideutschland dar. Putin begründete den Angriff mit Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg: In den Jahren 1940 und 1941 habe die Sowjetunion auf alle mögliche Weise versucht, den Kriegsbeginn zu verhindern oder wenigstens hinauszuzögern. Aber der Versuch, „den Aggressor am Vorabend des Großen Vaterländischen Kriegs zu besänftigen“, habe sich als Fehler herausgestellt, für den das russische Volk einen schrecklichen Preis bezahlt habe. „Ein zweites Mal lassen wir einen solchen Fehler nicht zu, wir haben nicht das Recht dazu.“

Die russische Propaganda hat dieses Motiv auf vielfältige Weise aufgegriffen. Die von russischen Truppen kontrollierten Gebiete im Süden und Osten der Ukraine werden als „vom Nazismus befreit“ bezeichnet. Vor öffentlichen Gebäuden wurde dort in den vergangenen Tagen oft nicht die weiß-blau-rote Flagge Russlands hochgezogen, sondern das „Banner des Sieges“ – Kopien der roten Fahne mit Hammer und Sichel, die sowjetische Soldaten am Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 auf dem Reichstag in Berlin gehisst haben.

Fiebrige Spannung

Wegen dieser Verknüpfung des Zweiten Weltkriegs mit dem Krieg in der Ukraine wird seit Wochen erwartet, dass am Jahrestag des Kriegsendes, der in Russland am 9. Mai als „Tag des Sieges“ begangen wird, etwas Besonderes geschehen müsse. Putin, so die Annahme, stehe angesichts der militärischen Misserfolge in der Ukraine unter dem Druck, an diesem symbolischen Datum etwas zu präsentieren. Aus den russischen Medien lässt sich herauslesen, dass das Land dem Tag in einer fiebrigen Spannung entgegensieht.

Der Westen hat sich von der Erwartung, am 9. Mai müsse eine bedeutende Wende eintreten, halb anstecken lassen, halb hat er sie selbst geschürt. Die Spekulationen, was geschehen könnte, sind dabei ganz gegensätzlich: Die einen vermuten, Putin werde den Tag nutzen, um einen – wie auch immer definierten – Erfolg in der Ukraine zu verkünden; andere unken, er werde die „militärische Spezialoperation“ dann offiziell zum Krieg erklären und eine allgemeine Mobilmachung anordnen.

28. April 2022: Russische Streitkräfte bei einer Übung für die Feierlichkeiten am 9. Mai


28. April 2022: Russische Streitkräfte bei einer Übung für die Feierlichkeiten am 9. Mai
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Bild: Reuters

Putin hat die Gründe für die Mutmaßung, er müsse am 9. Mai etwas Besonderes tun, nicht nur durch seine Rede am Morgen des 24. Februar geschaffen. In den fast 23 Jahren seiner Herrschaft hat er den „Tag des Sieges“ zum wichtigsten nationalen Feiertag Russlands erhoben. Der Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“ wurde in Reden, öffentlichen Ritualen, Filmen und Büchern zum Dreh- und Angelpunkt der russischen Geschichte erklärt und als einender Kern der russischen Nation und ihrer Identität überhöht. In der Abfolge ruhmreicher Siege gegen übermächtige Gegner, als die Putin die russische Geschichte gerne präsentiert, wird die Niederwerfung Hitler-Deutschlands als der größte und wichtigste Erfolg dargestellt. Russland betont seine herausgehobene Rolle auch dadurch, dass es des Kriegsendes an einem anderen Datum gedenkt als der Westen Europas. Zum Zeitpunkt der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 um Mitternacht hatte in Moskau nämlich schon der nächste Tag begonnen.

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