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#Teamviewer-Chef bekommt mehr als jeder Dax-Vorstand

Teamviewer-Chef bekommt mehr als jeder Dax-Vorstand

Die Einkommen der Dax-Spitzenmanager sind im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie deutlich gesunken. Die durchschnittlich zugeflossenen Bezüge der Dax-Vorstandsvorsitzenden sind laut einer Auswertung der Frankfurter Vergütungsberatung HKP um rund 28 Prozent gesunken auf einen Durchschnittswert von rund 5,3 Millionen Euro. Die Pandemie hinterlasse „tiefe Spuren in der Vorstandsvergütung“, sagte Vergütungsberater Michael Kramarsch am Montag vor Journalisten.

Tillmann Neuscheler

Angeführt wird die Rangliste der bestbezahlten Dax-Chefs in diesem Jahr vom langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post, Frank Appel. Als einzigem Dax-Chef flossen ihm im vergangenen Jahr mehr als 10 Millionen Euro zu, und auch das nur, weil Zahlungen aus langfristigen Vergütungspaketen für frühere Jahre fällig wurden. Er bekam insgesamt rund 10,03 Millionen Euro als Gesamtvergütung im vergangenen Jahr, wenn man neben seiner Direktvergütung von 8,7 Millionen Euro noch Nebenleistungen und den Aufwand für seine Altersversorgung hinzurechnet.

Auf Rang zwei folgt der langjährige Siemens-Chef Joe Kaeser mit rund 9,3 Millionen Euro, auf Platz drei Stefan Oschmann, der demnächst scheidende Vorstandsvorsitzende des Darmstädter Pharmaunternehmens Merck, sein Gehalt summiert sich auf rund 9 Millionen Euro.

Die höchsten Vergütungen für einen deutschen Spitzenmanager wurden im vergangenen Jahr aber außerhalb des Dax bezahlt: Oliver Steil, der Vorstandsvorsitzende des Softwareunternehmens Teamviewer, bekam im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht rund 71,7 Millionen Euro. Zwar erhielt er von seinem Arbeitgeber lediglich ein Festgehalt von rund 900000 Euro, zuzüglich einiger Boni. Hinzu kommen aber mehr als 70 Millionen Euro, die als „Leistungen Dritter“ im Geschäftsbericht verbucht sind. Die Vorstände hatten vor dem Börsengang des Unternehmens, bei dem die Alteigentümer Kasse machten und mehr als 2 Milliarden Euro erlösten, mit den früheren Eignern eine „Teilhabe an der Wertsteigerung des Unternehmens“ vereinbart. Der britische Finanzinvestor Permira hatte Teamviewer vor mehr als sechs Jahren gekauft und im Herbst 2019 mit Milliardengewinn an die Börse gebracht.

Post-Chef Frank Appel verdiente rund zehn Millionen Euro.


Post-Chef Frank Appel verdiente rund zehn Millionen Euro.
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Bild: dpa

Ende des vergangenen Jahres wurde Oliver Steil in diesem Zusammenhang nun eine weitere Tranche als Belohnung zugeteilt. Laut Geschäftsbericht erhielt der Teamviewer-Chef am 1. Dezember mehr als 1,76 Millionen Aktien des Unternehmens. Auch Steils einziger Vorstandskollege, Finanzchef Stefan Gaiser, wurde von den Alteigentümern auf gleichem Wege üppig belohnt. Ihm flossen laut Geschäftsbericht mehr als 35 Millionen Euro zu. Laut Geschäftsbericht könnten die beiden im kommenden Jahr sogar nochmals so viel bekommen wie in diesem Jahr: Eine „zweite noch ausstehende Aktienzuteilung in identischer Höhe wird voraussichtlich im vierten Quartal 2021 erfolgen, sofern bestimmte vertraglich definierte Ausschlussgründe einer Gewährung nicht entgegenstehen“, heißt es dazu im Geschäftsbericht.

Damit stößt Steil in neue Dimensionen vor. Spätestens wenn er im nächsten Jahr tatsächlich nochmals so viele Aktien erhält, dürfte er die bisherigen Topverdiener unter den deutschen Spitzenmanagern überholt haben. Bislang galt der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking als bestbezahlter deutscher Spitzenmanager. Nach einer Übernahmeschlacht mit Volkswagen boten ihm die Eigentümerfamilien Piëch/Porsche im Jahr 2009 mehr als 100 Millionen Euro zu seinem Abgang an, allerdings protestierten damals die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. Am Ende bekam er rund 50 Millionen Euro, hatte aber schon in den Vorjahren fürstlich verdient. Die genauen Zahlen blieben teils allerdings im Dunkeln, weil Porsche sie entgegen den Empfehlungen des Corporate Governance Kodex nie veröffentlicht hat.

Die Bezüge der Teamviewer-Manager stellen freilich einen Sonderfall dar. Die meisten Spitzenmanager bekommen die Pandemie auch im Geldbeutel zu spüren. Corona habe ein Jahrzehnt der immer steigenden Managergehälter im Dax gestoppt, sagt Kramarsch. Entscheidend für den Rückgang der Managergehälter auf breiter Ebene in diesem Jahr ist der Einbruch der erfolgsabhängigen kurz- und langfristigen Boni. Während die Grundgehälter der Manager weitgehend konstant blieben, ist die variable Vergütung eingebrochen, weil die Unternehmen oft deutlich geringere Gewinne erwirtschaftet haben. Die variablen Vergütungsbestandteile der Dax-Chefs sanken laut der Vergütungsberatung HKP im vergangenen Jahr grob um rund 40 Prozent. Die Gewinne der Unternehmen sind im Schnitt sogar noch stärker gefallen, nämlich um rund 45 Prozent. „Nie zuvor seit der verpflichtenden Veröffentlichung individueller Vorstandsvergütungen haben wir einen so deutlichen Rückgang im Durchschnitt der Vergütungshöhen gesehen“, sagt Kramarsch. Das sei richtig, aber schmerzhaft: „Aktionäre, Mitarbeiter und Vorstände tragen die Last gemeinsam.“

In acht Dax-Unternehmen haben die Vorstandsvorsitzenden angesichts der Pandemie auf Teile ihres Gehalts freiwillig verzichtet, meist auf Teile der Festvergütung. Verzichtet wurde dabei auf Gehaltsbestandteile in einer Spannweite zwischen 80.000 Euro und einer Million Euro. SAP und Adidas glichen die Einbußen aber mit Sonderboni wenigstens teilweise wieder aus, um ihre Leistung in der Pandemie zu würdigen. Linde und Delivery Hero sind in der gesamten Untersuchung noch nicht berücksichtigt, weil deren Vergütungsberichte erst Ende April veröffentlicht werden.

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