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#Simone Lange, OB von Flensburg: Müssen die Mutanten eindämmen

Simone Lange, OB von Flensburg: Müssen die Mutanten eindämmen

Frau Oberbürgermeisterin Lange, wie ist die Lage in Flensburg?

Matthias Wyssuwa

Matthias Wyssuwa

Politischer Korrespondent für Norddeutschland und Skandinavien mit Sitz in Hamburg.

Die aktuelle Lage in Flensburg ist sehr angespannt. Unser Inzidenzwert lag am Samstag bei 191, ab Sonntag bei 173, zwei weitere Personen sind verstorben. Seit gestern gelten die Kontakt- und Ausgangssperren und es gilt, jetzt in wirklich jeder Situation Kontaktvermeidung zu betreiben.

Wie hoch ist der Anteil der britischen Variante an den Neuinfektionen in Ihrer Stadt?

Wir haben in Flensburg einen hohen Anteil der Mutante. Er liegt aktuell bei 50 Prozent.

Wie sieht es in den Krankenhäusern aus?

Das Corona-Schwerpunkt-Krankenhaus hat einen deutlichen Zulauf an Patienten und musste am Sonntag abermals eine weitere Station schließen.

Wie konnte es dazu kommen?

Die englische Mutante, über die wir in ganz Deutschland leider noch viel zu wenig wissen, breitet sich stark aus. Unsere Inzidenzwerte sind in den vergangenen Tagen trotz zielgerichteter Maßnahmen der letzten Wochen weiter angestiegen, weshalb wir in der vergangenen Woche die Entscheidung getroffen haben, mit der flächendeckenden Maßnahme der Kontakt- und Ausgangssperre zu reagieren.

Die Oberbürgermeisterin von Flensburg, Simone Lange (SPD)


Die Oberbürgermeisterin von Flensburg, Simone Lange (SPD)
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Bild: Reuters

Wann haben Sie gemerkt, dass da etwas Bedrohliches passiert?

Als Mitte Januar die Bestätigung in Flensburg eintraf, dass eine Mutante, welche wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, in Flensburg nachgewiesen wurde, habe ich aufgrund dieser neuen Lage einen geplanten Großeinsatz der Polizei abgesagt. Wir haben in den darauffolgenden Tagen weitere zielgerichtete Maßnahmen ergriffen und hatten ein schwankendes Inzidenzgeschehen, das in den letzten Tagen aber abermals angestiegen ist. Dass es die englische Mutante ist, erfuhren wir erst Tage später, da die Sequenzierung einige Tage in Anspruch genommen hat. Erst nach der Sequenzierung hatten wir die Gewissheit, dass es sich um die englische Mutante handelt. Während im Januar und Anfang Februar deutschlandweit über Lockerungspläne diskutiert wurde, habe ich mich an den Ministerpräsidenten gewandt und deutlich gemacht, dass dies für Flensburg nicht zutrifft. Wenn ich heute lese, dass das Robert-Koch-Institut beschreibt, das Tal sei überschritten, die Inzidenzzahlen stagnieren und drohen wieder anzusteigen, ist das ein Beleg dafür, dass die Mutante hier tatsächlich der Grund dafür ist.

Seit dem Wochenende gelten wegen der dramatischen Lage verschärfte Corona-Regeln in der Stadt, außerhalb des eigenen Haushalts sind keine Kontakte mehr erlaubt, auch eine Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr gibt es – wie ist das bislang gelaufen?

Wir haben die erste Nacht der Ausgangssperre hinter uns und die Rückmeldungen, die ich bis jetzt erhalten habe, sind, dass sich die Menschen daran halten. Das war allerdings um 10 Uhr und ich werde mich heute tagsüber weiter aktuell über die Lage informieren.

Am Samstag wurde bekannt, dass Dänemark kleine Grenzübergänge bei Flensburg schließt aus Angst vor der Mutante. Haben Sie dafür Verständnis?

Ja, wobei ich es nach wie vor für richtiger hielte, wenn Deutschland und Dänemark gleichzeitig mit den gleichen Regeln reagierten. Wieder liegt nur eine einseitige Entscheidung Dänemarks vor. Für uns im Grenzland ist das nicht mehr nachvollziehbar. Es müssen doch für alle Menschen die gleichen Regeln gelten auch und erst recht in einer Grenzregion.

Ein dänischer Polizeibeamter steht am Samstag an einem geschlossenen Grenzübergang in Handewitt.


Ein dänischer Polizeibeamter steht am Samstag an einem geschlossenen Grenzübergang in Handewitt.
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Bild: dpa

Was bedeutet das für Ihre Stadt, die doch so eng verwoben ist mit den dänischen Nachbarn?

Nicht nur unsere Stadt, sondern unsere Grenzregion ist eng mit dem Nachbarland verwoben. So kam es im Januar ja auch zum Eintrag des Virus aus Dänemark, weil wir Nachbarn sind. Umso wichtiger ist es doch, dass die Grenzsituation von beiden Staaten den gleichen Regeln unterworfen werden. Flensburg liegt nicht direkt an der deutsch-dänischen Grenze, aber sie ist Teil unserer Region und es gibt 12.000 deutsche Grenzpendler, die auf ihren Arbeitsplatz auf der dänischen Seite angewiesen sind. Deshalb müssen klare und für beide Seiten übereinstimmende Regelungen gelten.

Während in Flensburg die Regeln verschärft wurden, öffnen von diesem Montag an in anderen Landkreisen Schleswig-Holsteins die Grundschulen, Anfang März soll es weitere Lockerungen im Land geben. Finden Sie, dass es mit Blick auf Ihre Situation und der Gefahr der Mutanten das richtige Signal aus der Landeshauptstadt Kiel ist?

Die Schulen und Kindertagesstätten des Nachbarkreises bleiben konsequenterweise auch geschlossen. Unser Nachbarkreis übernimmt unsere Regelungen bezüglich der Schulen, der Kitas, der Einkaufsregelungen und der Maskenpflicht auf den Spielplätzen. Es liegt hier eine Abstimmung zwischen uns beiden Kreisen und der Landesregierung vor. Solche regionalen Abstimmungen sind unabdingbar, weil sie sonst die Wirksamkeit unserer Maßnahmen gefährden und zu Verwerfungen und Unverständnis führen würden.

Ist es angesichts der Mutanten überhaupt der richtige Zeitpunkt, um über Lockerungspläne zu sprechen in Deutschland?

Nein, leider nicht. Auch ich würde viel lieber über Perspektiven sprechen und Pläne schmieden. Aber die Priorität liegt aktuell noch auf der Eindämmung der Virusvarianten.

Das Interview mit der Flensburger Oberbürgermeisterin wurde schriftlich geführt.

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